08.06.2018 - 14:12 Uhr | Familie
Auf der Pirsch sind gemeinhin Jäger, die in ihrem Revier möglichst lautlos Wild aufspüren. Einen neu angelegten Pirschpfad können auf dem Naturschutzgebiet „Campo Pond“ in Hanau vornehmlich junge Besucherinnen und Besucher nutzen und dabei ebenso konzentriert wie die Jäger elf dort lebende Tiere erkunden – zumindest auf versteckten Abbildungen.
Zu diesen gehört beispielsweis der Ameisenlöwe. Der heißt wirklich so. Dabei handelt es sich um ein Insekt, das im Sand lebt und Ameisen frisst. Ihm hilft seine Zange, mit der er graben, packen und werfen kann. Nach diesem Vorbild in der Natur ist übrigens die Kombizange entwickelt worden, welche die Kombination mehrerer Werkzeuge in sich vereint.
Diese Intelligenz der Natur zu vermitteln, ist eines der Ziele, welche das städtische Umweltzentrum – neben der überaus erfolgreichen Bionik-Wanderausstellung – auch auf dem Pirschpfad vermitteln will. Als erste Gruppe kamen Mädchen und Jungen der Hanauer Pestalozzi-Grundschule jetzt auf „Campo Pond“ in den Genuss.
Die elf Tiere – außer dem Ameisenlöwen beispielswiese auch Siebenschläfer und Specht – sind als graphische Abbildungen im Gelände versteckt. Auf einem Lageplan, den die Kinder von der Pestalozzischule anfangs in die Hand bekamen, sollten sie eintragen, wo welches Tier zu entdecken war. Was für einen Erwachsenen verhältnismäßig leicht erscheint, nämlich das Übertragen vom abstrakten Plan in die Realität, ist es für Mädchen und Jungen keineswegs. Sich diese Kompetenz anzueignen, gehöre ebenso zu den pädagogischen Zielen des Umweltzentrums, erläutert dessen Leiterin Gabriele Schaar-von Römer. Den Forschergeist zu wecken, dazu gehören darüber hinaus die Mikroskope, die Diplom-Biologin Anna Lena Brandt als Referentin des Umweltzentrums im Bollerwagen mit führte.
Der Pirschpad ist Teil des Projektes „Nachwuchsforscher bei den Wildpferden“, die auf „Campo Pond“ leben. Es dient zum Vermitteln von Berufsbildern und den dabei nötigen Kompetenzen, die für ein solches Naturschutzgebiet geeignet sind. Dazu zählt beispielsweise der Beruf der Biologen, deren Aufgabe es unter anderem ist, Gelände nach Artenvielfalt zu untersuchen. Diese geht auf „Campo Pond“ weit über die Wildpferde hinaus und umfasst vor allem mindestens 110 Vogelarten.
Kurse zu Artenvielfalt und Lebensräumen fanden bereits mit unterschiedlichen Jahrgangsstufen statt, ebenso zum Forschen mit botanischen und ökologischen Methoden. Darüber hinaus ging es um die Fragestellung, welchen Nutzen Fledermäuse mit ihrem Lebensraum, mit ihrer Lebensweise und Nahrung für die Artenvielfalt haben. Noch anspruchsvoller ist ein Studiengang der Verhaltensforschung, bei dem ein Verhaltensprotokoll erstellt und anschließend das Verhalten analysiert wurde. So besteht der Forschungsgegenstand beispielsweise darin, welche Pferde zusammenstehen, was als Zeichen von Sympathie gewertet wird, oder wie die Pferde den Tag verbringen mit Fressen, Spielen oder gegenseitigem Beschnuppern.
Eine zudem geplante Ausstellung fiel kleiner aus als geplant, weil eine vorgesehene Halle auf Campo Pond nach einem Brand nicht mehr nutzbar war. Somit war Geld übrig, das in den Pirschpfad floss.
Die Stiftung Flughafen/Frankfurt am Main unterstützte das Projekt „Nachwuchsforscher bei den Wildpferden“. Deren Geschäftsführerin Jutta Nothacker stattete den Kindern bei der Pirschpfad-Einweihung einen Besuch ab. Sie erläuterte, dass die Stiftung Flughafen Frankfurt/Main es sich zur Aufgabe gemacht habe, die Attraktivität der Region durch mehr Lebensqualität zu steigern. Damit setze das Land Hessen ein vertrauensförderndes Zeichen, das die Verträglichkeit des wirtschaftlich wichtigen, aber Lärm verursachenden Flughafens mit den Interessen der Bürgerinnen und Bürger sichere.
Die Stiftung förderte das Projekt mit 30.000 Euro. Dafür dankte Umweltzentrum-Leiterin Schaar-von Römer. Der Stiftungsanteil entspricht einem Drittel der Ausgaben, die anderen zwei Drittel trug die Stadt Hanau selbst.
(Quelle:Stadt Hanau)