17.12.2015 - 15:09 Uhr | Familie
Frankfurt strebt nicht nur mit Gebäuden, denen die Stadt ihre bekannte Skyline zu verdanken hat, nach oben, sondern jetzt auch mobil – allerdings nur testweise: „Vom 14. bis zum 19. Dezember wird unsere städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ auf der Buslinie 34 einen Berliner Doppelstock-Bus einsetzen“, kündigt Verkehrsdezernent Stefan Majer an. Mit dem Test will traffiQ in Erfahrung bringen, ob die in Berlin beliebten Busse auch von den Frankfurter Fahrgästen akzeptiert werden. Vom betrieblichen Ablauf, das ist bereits vorher geprüft worden, sind die Doppeldecker geeignet.
Der gelbe Niederflur-Bus wird Montag bis Freitag von 7 Uhr bis 21 Uhr und am Samstag von 7 Uhr bis 17 Uhr auf der fast 16 Kilometer langen Linie verkehren, die von der Mönchhofstraße im Westen über Rödelheim, Industriehof, Dornbusch und Friedberger Warte bis Bornheim Mitte führt. Er fährt ergänzend zu den auf dieser Linie planmäßig eingesetzten Bussen und wird von geschulten Interviewern begleitet, die die Fahrgäste nach ihrer Meinung befragen werden.
„Wir haben für diesen Test die Linie 34 ausgewählt“, erklärt traffiQ-Geschäftsführer Hans-Jörg von Berlepsch, „weil wir hier seit Jahren steigende Fahrgastzahlen durch zusätzliche Leistungen auffangen müssen – im morgendlichen Berufsverkehr fahren die Busse hier bereits im Abstand von nur sechs Minuten.“ Heute nutzen an einem Werktag rund 21.500 Fahrgäste die Linie – das sind 20 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Auf den besonders stark nachgefragten Abschnitten morgens zwischen 7 und 9 Uhr sind die Fahrgastzahlen binnen der letzten fünf Jahre teilweise um bis zu 27 Prozent gestiegen. Entsprechend hat traffiQ das Angebot auf dieser Linie in den zurückliegenden Jahren stetig ausgeweitet.
Eine weitere Verdichtung des Fahrplans ist weder betrieblich noch ökologisch sinnvoll. Insbesondere für die Anwohner in Rödelheim, wo die Busse auf ihrer Schleife zum Bahnhof teilweise im Drei-Minuten-Takt durch enge Straße fahren, stellen sie eine zusätzliche Belastung dar. Der Einsatz von Gelenkbussen oder Buszügen, wie sie traffiQ bereits 2013 im Frankfurter Westen getestet hatte, scheidet aus: Dafür sind die Kurven am Linienverlauf zu eng und zahlreiche barrierefreie Haltestellen entlang der Linie sind in der Länge nicht ausbaufähig, weil sie durch Einfahrten oder Bäume begrenzt werden.
Der 1995 gebaute Niederflur-Doppeldecker ist 11,70 Meter lang und bietet Platz für 94 Fahrgäste – das ist so viel wie in einem Gelenkbus und ein Drittel mehr als in den auf der Linie 34 eingesetzten Standardbussen. „Entscheidend für einen zukünftigen Einsatz wird die Frage sein, ob das obere Deck von den Fahrgästen akzeptiert wird“, meint Berlepsch. „Die Erfahrung in Berlin zeigt, dass Fahrgäste dann lieber unten bleiben, wenn sie nur bis zu drei Haltestellen weit fahren. Auf der Linie 34 bleiben aber fast Dreiviertel der Fahrgäste fünf oder mehr Haltestellen weit im Bus sitzen – die Chancen auf Akzeptanz sind also gut.“
Im Jahr 2016 möchte traffiQ dann nochmals fabrikneue Doppeldecker testen, die zurzeit im Probeeinsatz in Berlin sind. Sie bieten einen noch zeitgemäßeren Komfort als das jetzt eingesetzte Fahrzeug. „Wenn die Doppeldecker bei den Fahrgästen auf Zustimmung stoßen, werden wir weitere Schritte, wie zum Beispiel den Umbau der Buswerkstätten, prüfen“, sagt Verkehrsdezernent Majer. „Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass in Frankfurt Doppelstock-Busse fahren: Zwischen 1966 und 1976 waren bis zu 19 dieser Fahrzeuge im Einsatz – übrigens auch schon auf der Linie 34, zwischen Mönchhofstraße und Bornheim.“