10.06.2016 - 17:02 Uhr | Schulkind, Familie
Wallace & Gromit, Shaun das Schaf, Morph oder der Hahn Rocky – alle diese Figuren gehören zur längst legendären Aardman-Familie und begeistern ihre Fans seit 40 Jahren. Nun kommen Wallace & Gromit, Shaun & Co nach Frankfurt in die Ausstellung Die Kunst von Aardman. Das Deutsche Filmmuseum stellt vom 12. Juni bis 30. Oktober das Schaffen der noch klassisch mit Knete arbeitenden britischen Animationsfilmkünstler vor. Es ist die erste große Ausstellung in Deutschland über die Arbeit des Studios Aardman Animation. „Seine Knettrickfilme sind nicht nur Oscar®-gekrönte Publikumsmagnete, sondern auch internationale Vorreiter einer modernen Interpretation sowie Auslöser einer regelrechten Renaissance traditioneller Knetfiguren-Animationsverfahren im Zeitalter der Digitalisierung“, hebt Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums hervor.
Wenn der käse- und cracker-verrückte Erfinder Wallace einmal wieder einen seiner genialen Einfälle hat, wie jenen, Hasen ihre Vorliebe für Gemüse abzugewöhnen (WALLACE & GROMIT: THE CURSE OF THE WERE-RABBIT, Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen, GB 2005, R: Nick Park/Steve Box) dann dreht sein Hund Gromit verzweifelt und genervt die Augen zum Himmel: Er ahnt, dass diese neue Idee von Wallace wieder mal in einem Desaster enden könnte... und schon bebt das Kino vor Lachen. Die Szene mit Gromits kurzem Augenverdrehen dauert im fertigen Film vielleicht vier Sekunden. „Vier Sekunden?“, kommentieren die Experten des Aardmanstudios, „wenn uns vier Sekunden Film an einem Tag gelingen, dann ist das ein sehr erfolgreicher Arbeitstag.“
Das kann man sich vorstellen: Wenn man weiß, dass eine Filmsekunde 24 Bilder benötigt, in vier Sekunden also 96 Einzelbilder durchrauschen, wird einem klar, was für ein ungeheurer Aufwand hinter einem Animationsfilm steckt, in dem jede Veränderung, jede Bewegung, jede Geste aufwendig geformt werden muss. Doch da ist man ja schon mitten im Produktionsprozess. Aardman-Gründer-Peter Lord weist immer wieder darauf hin, dass der kreative Prozess viel früher ansetzt. Bevor auch nur eine Szene gedreht wird, zeichnen die Aardman-Gestalter, was das Zeug hält: Figuren, Personenstudien, Storyboards, Inneneinrichtungen, Straßenszenen, verrückte Maschinen und Erfindungen. „Zeichnen“, sagt Peter Lord, „ist das Herzstück unserer Arbeit.“
Diesem aufwendigen Entstehungsprozess eines Animationsfilms geht die Ausstellung nach: Angefangen von den ersten Ideenskizzen bis hin zu den fertigen Konzeptzeichnungen, zeigt sie die künstlerisch aufwendigen Vorarbeiten, die den Filmen vorausgehen. Set-Design-Entwürfe und Storyboards veranschaulichen, wie sich die Geschichten nach und nach entfalten; die verschiedenen Stadien der modellierten Figuren zeigen, wie diese entwickelt werden. Filmsets aus Filmen wie WALLACE & GROMIT: THE CURSE OF THE WERE-RABBIT oder SHAUN THE SHEEP, THE MOVIE (Shaun das Schaf, der Film, GB 2015, R: Mark Burton/Richard Starzak) gehören zu den Highlights der Ausstellung. Die Ausstellungsdramaturgie erzählt somit keine Chronologie des Aardmanstudios anhand seiner Filme, sondern legt den Fokus auf den Schaffensprozess: von der Idee zur Zeichnung zum Modell zum bewegten Bild. So zeigt sie, welch intensive, aber auch kreative Vorarbeiten dem fertigen Film vorangehen.
Realisiert wird die Ausstellung zusammen mit dem „Art Ludique – Le Musée“ in Paris und in direkter Kooperation mit dem Aardmanstudio aus Bristol. Mit der Ausstellung greift das Deutsche Filmmuseum einen hauseigenen Ausstellungs- und Forschungsschwerpunkt wieder auf, der seit den 1990er- Jahren in zahlreichen Ausstellungen wie Bugs Bunny & Co (1996/97) bis Stop Motion (2005) oder Anime (2008) seinen Ausdruck fand. Die Sonderausstellung wendet sich an ein Familienpublikum und bietet Gelegenheit für ein generationenübergreifendes Gemeinschaftserlebnis.
(Quelle: Deutsches Filmmuseum)