04.02.2021 - 09:55 Uhr | Kleinkind, Schulkind
Wenn Kinder und Jugendliche durch Lockdown und Homeschooling mehr Zeit am Smartphone, vor dem Fernseher oder am Computer verbringen, können Bildschirmzeiten zum Streitthema in der Familie werden. Der Medienratgeber „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ gibt Eltern Tipps für verbindliche Regelungen in der Familie.
Neben den aktuellen Herausforderungen für Eltern im Corona-Alltag können Regeln für Bildschirmzeiten zusätzlichen Stress bedeuten. In vielen Haushalten sind digitale Medien derzeit länger im Einsatz als sonst. „Natürlich sind bildschirmfreie Zeiten für Heranwachsende in jedem Alter auch während der Corona-Pandemie wichtig“, sagt SCHAU HIN!-Mediencoach Kristin Langer. Trotzdem brauchen Kinder und Jugendliche nach dem Lernen am Bildschirm noch ausreichend Zeit, um sich mit FreundInnen auszutauschen und zu entspannen – das alles findet derzeit vor allem vor dem Bildschirm statt. In der Lockdown-Zeit sind Ausnahmen in Ordnung: Statt die Bildschirmzeit auf eine bestimmte Stundenzahl zu begrenzen, können Familien Regeln dafür vereinbaren, wann digitale Geräte auch mal ausgeschaltet bleiben. „Eine gemeinsame Medienpause wird so nicht zur unfreiwilligen Auszeit, sondern zum lohnenswerten Ziel im Familienalltag“, sagt Langer.
Ausnahmesituation auch für Bildschirmzeiten
Die Akzeptanz für bildschirmfreie Zeiten steigt, wenn für alle Familienmitglieder gemeinsame Verabredungen beschlossen werden. „Dabei können Eltern auch erklären, dass die Regelungen für die Ausnahmesituation gelten, in der viele Freizeitaktivitäten online stattfinden müssen“, sagt Langer. Für die ganze Familie kann die gemeinsame Zeit am Morgen und Abend an bestimmten Wochentagen ganz analog gestaltet werden – beispielsweise mit Spaziergängen, (Vor-)Lesen, Basteln oder Gesellschaftsspielen. So haben alle einen Ausgleich zum digitalen Alltag. Für Kinder können beim Lernen am Laptop oder Tablet wie in der Schule Pausenzeiten festgelegt werden, in denen sie sich ohne digitale Medien beschäftigen, um sich körperlich und geistig zu erholen. Ein Mediennutzungsvertrag kann dabei helfen, die Regeln gemeinsam festzulegen. Hilfreich für die Familienorganisation können auch ein Medien-Wochenplan sein oder Gutscheine für Medienzeiten bzw. -pausen.
Doch wie kann man die Familien-Regeln zu den Bildschirmzeiten auch für die Jüngeren gut festlegen?
Kristin Langer: Für jüngere Kinder ist es wichtig, dass sie sich auf regelmäßig auftretende Regeln verlassen können z.B. feste Zeiten, feste Tage an den Bildschirmzeiten eingeräumt werden. Zudem sind einfache Hilfsmittel (etwa farbliche Karten oder Bildsymbole) als „Merker“ hilfreich, damit Kinder – unabhängig von den Eltern – selbst sehen können, auf was sie sich noch freuen können bzw. WANN wieder Hörspiel-, Film- oder digitale Spielzeit eingeplant sind. Die Symbole können in den Medienwochenplan eingefügt werden.
Wenn Eltern einkalkulieren, dass es jüngeren Kindern schwerfällt, sich von schönen Erlebnissen/Ereignissen zu lösen und dies erst lernen müssen, Schritt für Schritt, verstehen sie manche Reaktionsweisen von Kindern möglicherweise besser. (weinen, störrisch sein, beleidigt sein)
Wie können so ein Mediennutzungsvertrag / Medienwochenplan / Gutscheine für diese Kinder aussehen?
Medienwochenplan als Orientierung gut sichtbar aufhängen
Kristin Langer: Ich empfehle jeder Familie, sich sonntags hinzusetzen und den Plan passend zur Lebenssituation einzurichten. Darin stehen die Medienzeiten für Schule und Freizeit: Wer hat welche Termine, wer kann wem wann helfen, wer braucht wann welches Gerät, welche Wünsche gibt es? Kinder brauchen eine Orientierung, sie müssen wissen, wo es langgeht. Das Praktische daran ist: Man hat so ein Handwerkszeug, auf das alle zurückgreifen können, und muss nicht ständig neu verhandeln. So ein Plan hilft auch dabei, Vertrauen zwischen Kindern und Eltern aufzubauen, was die Mediennutzung anbelangt und fördert die Eigenständigkeit (ab Grundschulalter) und Verantwortung, mit Medienzeiten bewusst umzugehen.
Gutscheine funktionieren so wie die oben erwähnten Symbol-/Farbkarten und könnten so aussehen:
https://www.klicksafe.de/eltern/kinder-von-3-bis-10-jahren/nutzungszeiten-und-regeln/
Mediennutzungsvertrag
Vorlagen dafür gibt es im Internet (www.mediennutzungsvertrag.de). Hier lässt sich je nach Medienart vereinbaren, was wichtig ist, die Regeln sind jederzeit änderbar, eigene Regeln können zu den vorgegebenen (die man nur übernimmt, wenn sie zutreffend sind für die Familiensituation) hinzugefügt werden.
Was bringt das Eltern und Kindern? Verbindlichkeit in den Absprachen, Verlässlichkeit und die von Kindern empfundene Willkür, dass Kinder alles bestimmen ist aufgehoben, denn auch Regeln für Eltern können ja aufgenommen werden: „Bei fest vereinbarter Spielzeit nicht unterbrechen. Erst nach Ende eines Spiels stören.“
Eltern können sich gut mit SCHAU HIN!-Materialien in der Medienwelt orientieren: https://www.schau-hin.info/service/materialien
Mehr Informationen zur Mediennutzung ihrer Kinder finden Eltern auf www.schau-hin.info.