16.01.2025 - 10:52 Uhr
von Marie Huber
Die Lebensrealitäten von Alleinerziehenden und getrennt erziehenden Eltern in Deutschland stehen im Fokus des Zehnten Familienberichts, den Bundesfamilienministerin Lisa Paus heute vorgestellt hat. Der Bericht zeigt: Jede fünfte Familie in Deutschland wird von einem alleinerziehenden Elternteil geführt, insgesamt rund 1,7 Millionen Haushalte mit minderjährigen Kindern. Der Anteil alleinerziehender Väter liegt mittlerweile bei 18 Prozent.
Ein zentrales Ergebnis des Berichts ist das hohe Armutsrisiko, dem insbesondere alleinerziehende Mütter ausgesetzt sind. Obwohl die meisten von ihnen erwerbstätig sind, sind viele auf Sozialleistungen angewiesen. Ihr Armutsrisiko ist etwa drei Mal so hoch wie das von Müttern in Paarbeziehungen.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus betonte: „Der Familienbericht zeigt, dass gerade Alleinerziehende stark von Armut bedroht sind. Deshalb hat die Bundesregierung die Familienleistungen massiv ausgeweitet.“ Sie verwies auf die Erhöhung des Kinderzuschlags von 205 auf 297 Euro pro Kind und Monat sowie die Anhebung des Kindergeldes auf 255 Euro monatlich. Paus fordert zudem eine gezielte steuerliche Entlastung für Alleinerziehende.
Ein weiteres wichtiges Thema des Berichts ist die Kinderbetreuung. Alleinerziehende sind besonders auf verlässliche Betreuungsangebote angewiesen, um erwerbstätig bleiben zu können. Mit dem Kita-Qualitätsgesetz stellt der Bund den Ländern vier Milliarden Euro für eine bessere Kinderbetreuung zur Verfügung.
Die Vorsitzende der Familienberichtskommission, Prof. Michaela Kreyenfeld, stellte fest, dass die Vielfalt von Familien nach Trennung zugenommen habe. Während das Wechselmodell in Deutschland mit 5-10 Prozent noch wenig verbreitet sei, übernehmen die meisten getrennt lebenden Eltern dennoch Verantwortung für ihre Kinder. Sie fordert, rechtliche und politische Rahmenbedingungen an die modernen Familienrealitäten anzupassen.
Die Sachverständigenkommission des Berichts formuliert vier zentrale Ziele:
-
Die Stärkung der ökonomischen Eigenständigkeit von Müttern und Vätern,
-
die Förderung der gemeinsamen Elternverantwortung,
-
die Berücksichtigung von besonders verletzlichen Gruppen,
-
sowie die Anerkennung der Vielfalt von Familienformen.
Zu den empfohlenen Maßnahmen gehören eine Reform des Elterngeldes, der Ausbau der Kinderbetreuung sowie eine stärkere Berücksichtigung von Sorgetätigkeit im Arbeitsrecht. Zudem sollen Alleinerziehende durch vereinfachte Sozialleistungen und besseren Zugang zum Arbeitsmarkt unterstützt werden.
Hintergrund: Die Bundesregierung ist verpflichtet, mindestens alle zwei Wahlperioden einen Familienbericht vorzulegen. Die aktuelle Untersuchung wurde Anfang 2023 von einer unabhängigen Sachverständigenkommission durchgeführt, die auf Daten aus dem Mikrozensus, Befragungen und wissenschaftlichen Studien zurückgriff.